DISCLAIMER: DIESER VERHALTENSKODEX HAT KEINEN ANSPRUCH AUF VOLLSTÄNDIGKEIT UND IST EIN LAUFENDER PROZESS. IN REGELMÄSSIGEN ABSTÄNDEN WERDEN WIR GEMEINSAM DIE INHALTE REFLEKTIEREN UND WEITERENTWICKELN.
WARUM GIBT ES UNSEREN CODE OF CONDUCT?
Dieser Code of Conduct soll die Grundlage für einen Safer Space schaffen, um sicher, respektvoll und inklusiv miteinander zu arbeiten. Er soll außerdem für Machtpositionen und Machtgefälle sensibilisieren
und dazu beitragen, dass wir alle verantwortungsbewusst in unserer Branche agieren. Wir möchten unseren Teil dazu beitragen, die Musikbranche chancengerechter, inklusiver und pluralistischer zu gestalten.
WAS SIND UNSERE WERTE?
JEREMIAS stehen für Toleranz, Ehrlichkeit, Integrität, Hingabe und Wertschätzung. Liebe und Respekt prägen unser Handeln.
JEREMIAS ist eine Band. Wird in diesem Code of Conduct über JEREMIAS gesprochen, sind jedoch sowohl alle Mitglieder der Band, als auch alle Personen und Partner*innen aus dem Arbeitsumfeld der Band
gemeint. Es ist essentiell für uns, dass jede*r nach den Werten dieses Code of Conducts handelt und sich damit identifiziert. Eine Zusammenarbeit kann nur dann stattfinden.
WOFÜR TRAGEN WIR VERANTWORTUNG?
Teil von JEREMIAS zu sein kann ein hohes Maß an Reichweite und Aufmerksamkeit bedeuten. Uns muss zu jeder Zeit bewusst sein, dass unsere Handlungen und Worte eine starke Wirkung auf andere haben können. Durch mehr Einfluss in einer Beziehung ergibt sich die Verantwortung, sensibel und verantwortungsvoll mit der entstandenen Machtposition umzugehen. Das gilt sowohl für persönliche, als auch digitale Begegnungen und muss uns allen bewusst sein.
Dadurch, dass wir in einem professionellen Umfeld in der Musikbranche arbeiten, stehen uns Türen offen, die anderen Personen und der Öffentlichkeit zum Teil nicht zugänglich sind.
Wir reflektieren unsere männlichen Privilegien, möchten unser Bewusstsein dafür schärfen und verantwortungsbewusst handeln. Wir müssen durch konstruktives, gegenseitiges Feedback unsere
persönlichen Positionen reflektieren, Machtgefälle erkennen und einen verantwortungsvollen Umgang damit finden.
Die Band, das Management und die Live Crew nehmen unter anderem an Workshops zu folgenden Themen teil:
Sensibilisierung für Machtgefälle, Awareness, mentale und körperliche Gesundheit und gewaltfreie Kommunikation. Damit möchten wir langfristig ein nachhaltiger und konstruktiver Teil der Musikbranche sein. Wir empfehlen allen weiteren Partner*innen und Personen aus unserem Arbeitsumfeld sich mit diesen Themen zu befassen und sich weiterzubilden.
Wir alle haben auch eine Eigenverantwortung, uns selbst weiterzubilden und Privilegien zu reflektieren: “educate yourself”. Bücher, Podcasts oder Gespräche bieten hierfür eine gute Möglichkeit.
Um aus unserem Touralltag lernen zu können, schaffen die Band und ihr Management ein Angebot für Reflektionsrunden. Hier können wir uns über die herausfordernden sowie positiven Eindrücke und Erfahrungen austauschen, reflektieren und aus ihnen lernen.
Unser Ziel ist es, die Learnings in unsere zukünftige Arbeit mit aufzunehmen, unsere Strukturen und diesen Code of Conduct regelmäßig zu verbessern und zu entwickeln.
Für alle weiteren Teile von JEREMIAS gibt es regelmäßige anonymisierte Umfragen, mit deren Hilfe alle Menschen aus unserem Arbeitsumfeld die Möglichkeit haben, an diesem Prozess teilzuhaben und sich einzubringen.
Es ist uns ein Anliegen, unseren Teil zu mehr Sichtbarkeit und Gleichberechtigung für FLINTA* in der Musikbranche beizutragen, sowie generelle Chancengleichheit für alle Personen zu fördern. Wir möchten proaktiv bestehende Ungleichheiten in der Musikbranche hinterfragen und nachhaltig dazu beitragen, diese zu verändern. Beispielsweise wollen wir unsere Live-Crew nach Möglichkeit paritätisch besetzen und FLINTA* Support - Acts mit auf unsere Konzerte nehmen. Des Weiteren wollen wir branchenspezifische Kollektive und Netzwerke wie z.B. “Music Women* Germany” oder “faemm” durch Spendenaufrufe unterstützen. Wir fordern alle Menschen auf unserer Gästeliste dazu auf, einen Spendenbeitrag für die jeweiligen Kollektive zu leisten.
WIE KOMMUNIZIEREN WIR?
Wir begegnen einander jederzeit respektvoll, offen und wertschätzend, unabhängig von jeglichen identitätsstiftenden Merkmalen wie: (ethnische) Herkunft, äußere Erscheinung, Geschlecht, Geschlechtsidentität, sexueller Orientierung, Religion, Alter, körperlicher und geistiger Fähigkeiten, sozioökonomischer Hintergründe.
Daran wollen wir uns halten:
• Machtgefälle innerhalb von JEREMIAS werden reflektiert und transparent angesprochen, um Missbrauch vorzubeugen.
• Keine Beleidigungen, abwertende Kommentare oder aggressive Äußerungen, weder verbal noch nonverbal.
• Sprache kann Macht ausüben. Wir achten darauf, keine verletzenden, diskriminierenden oder andere unpassende Worte zu verwenden.
• Wir bemühen uns um eine inklusive Sprache (u.a. gendern, beachten von individuellen Pronomen).
• Stress gehört zum Alltag, besonders auf Tour. Ein respektvoller und besonnener Umgang untereinander muss immer das Ziel sein.
• In sehr angespannten Momenten darf jede*r eine kurze Pause einfordern, um eine Eskalation zu vermeiden.
• Wir sprechen Dinge an, bevor sie uns frustrieren.
• Unterschwellige Kritik oder Abwertungen haben in unserer Kommunikation keinen Platz. Wir geben Raum dafür, dass Probleme offen und ehrlich angesprochen werden können.
• Jede*r hat das Recht und die Pflicht, konstruktives Feedback zu geben und anzunehmen.
• Emotionale Belastungen oder Unstimmigkeiten können jederzeit angesprochen werden, um Missverständnisse frühzeitig zu vermeiden.
• Konflikte werden konstruktiv und lösungsorientiert angesprochen.
• Kritik sollte sich auf das Verhalten oder die Sache beziehen, nicht auf die Person.
• Alle Beteiligten bemühen sich, die Perspektive der anderen zu verstehen und anzuerkennen.
• Bei Konflikten wird zunächst ein persönliches Gespräch unter den beteiligten Personen gesucht. Sollte keine Einigung erzielt werden, wird eine dritte, neutrale Person hinzugezogen (z. B. ein*e Tourmanager*in, Produktionsleiter*in oder Awarenessbeauftragte*r).
Wir sind alle Menschen und Fehler passieren. Entscheidend ist, wie wir damit umgehen. Wir ermutigen jede*n, auf problematisches Verhalten oder Strukturen hinzuweisen. Kritik und Konfrontation sind eine Chance für Reflektion und Verbesserung. Wir haben eine strikte Null-Toleranz Politik gegenüber jeder Form von physischer und psychischer Gewalt. Belästigung, Missbrauch und Gewalt werden weder toleriert noch entschuldigt. Jeder Vorfall wird ernst genommen, gemeldet, aufgearbeitet und entsprechende Konsequenzen gezogen (siehe: Was tun wir bei Verstößen gegen unseren Code of Conduct?).
WAS TUN WIR FÜR SAFER SPACES?
[Betroffenenorientiertes Handeln]
An welchem Punkt eine persönliche Grenze überschritten wird, liegt allein in der individuellen Wahrnehmung der betroffenen Person. Dabei spielt die jeweilige Biographie eine entscheidende Rolle, weshalb eine Beurteilung der Grenzverletzung von außen nicht möglich ist und keiner anderen Person, außer der betroffenen Person selbst, zusteht. Wir solidarisieren uns mit betroffenen Personen und begegnen ihnen sensibel und empathisch.
Wenn sich eine betroffene Personen im Vertrauen an einen Teil von JEREMIAS wendet:
• hören wir zu, zeigen uns empathisch und glauben der Person
• Respektieren wir die persönlichen und körperlichen Grenzen der Person
• Fragen wir sie, ob wir ihr akut helfen können
• Begleiten/vermitteln wir sie zu unserer Awareness Person, bzw. einer offiziellen Beratungsstelle (siehe Anhang).
[Konzerte und Awareness]
Wir arbeiten kontinuierlich daran, ein sicheres, respektvolles und inklusives Umfeld für alle, sowohl innerhalb von JEREMIAS, als auch für unsere Fans zu schaffen und zu erhalten. Jede*r in unserer Struktur trägt die Verantwortung, sich aktiv gegen jegliche Form von Gewalt, Missbrauch oder Belästigung auszusprechen und zu handeln, um den Safer Space zu bewahren und weiterzuentwickeln.
Sich sicher fühlen bedeutet für uns, dass sich jede Person in ihren individuellen Bedürfnissen gesehen und gehört fühlt. Jede*r achtet empathisch auf die individuellen Grenzen der anderen und versucht, diese nicht zu überschreiten. Die eigene Freiheit hört immer da auf, wo die der anderen eingeschränkt wird. Nur „ja“ heißt „ja“.
Um einen Safer Space für alle zu schaffen, wollen wir als Band im regelmäßigen Austausch mit unserer Fan Community stehen. Wir wollen Feedback, Sorgen und Wünsche hören und berücksichtigen, um entsprechende Maßnahmen treffen zu können.
Es gibt eine geschulte und professionelle FLINTA* Awareness Person in unserer Crew, sodass es bei jedem unserer Konzerte immer eine Anlaufstelle gibt, wenn Hilfe benötigt wird oder problematisches Verhalten auffällt. Sie ist auch dafür zuständig, die lokalen Awareness Crews zu briefen und das Awareness Konzept vor Ort bestmöglich umzusetzen.
Mit der App “Safer Spaces” haben wir eine Möglichkeit gefunden, mit der sich Personen aus der Fan Community bei unseren Konzerten schnell und anonym mit der Awareness Person verbinden können, um Hilfe zu bekommen.
Zusätzlich können uns über QR-Codes, die an den Ausgängen hängen, Feedback, Wünsche und Ideen mitgeteilt werden.
[Backstage Bereich, Nightliner und Hotel]
Die Gästeliste wird von unserem Tourmanagement betreut. Einen Überblick zu behalten kann hierbei sehr schwierig sein und ist nur eine von vielen verantwortungsvollen Aufgaben in dieser Position. Wir alle versuchen durch klare Regeln unser Tourmanagement zu entlasten:
• Jede*r aus der Travelparty hat potenziell Gäste für Konzerte, darauf nehmen wir Rücksicht und achten auf eine möglichst faire Verteilung der Plätze.
• Der Band und der Live Crew ist es untersagt, Personen aus der Fan Community auf die Gästeliste zu schreiben.
• Selective Artists (unsere Bookingagentur) ist es vorbehalten, Gästelistenplätze im Rahmen von Ticketverlosungen an Personen aus der Fan Community zu vergeben, da dies über keine persönliche Beziehung stattfindet.
• Auf unserer Gästeliste stehen lediglich Familie, Partner*innen, Freund*innen und Personen aus dem Arbeitskontext.
• Wir versuchen so rechtzeitig wie möglich unsere Gästelisten Wünsche zu kommunizieren.
• Ein Platz auf der Gästeliste bedeutet nicht automatisch den Zugang zum Backstage.
Der Backstage Bereich ist in erster Linie Aufenthalts-und Rückzugsort für die Live Crew und die Band. Damit auch dieser Ort ein Safer Space sein kann müssen wir uns an folgendes halten:
• Wir gehen rücksichtsvoll miteinander um und beachten die Bedürfnisse und Grenzen der anderen.
• Es wird für FLINTA*-, All-Gender- Toiletten, Duschmöglichkeiten und Backstages gesorgt, sofern es die örtlichen Gegebenheiten erlauben.
• Wir halten die Räumlichkeiten sauber und ordentlich.
• Keine Person aus der Fan Community hat Zutritt zu unseren Räumlichkeiten.
• Freund*innen oder Gäste von JEREMIAS bekommen nur nach Rücksprache mit unserem Tourmanagement Zutritt.
• Jede*r achtet darauf, dass sich nur autorisierte Personen im Backstage oder Nightliner aufhalten.
• Jede*r ist für seine Freund*innen oder Gäste selbst verantwortlich und dafür, dass sie sich an unsere Regeln halten.
• Nightliner sind ausschließlich für unsere Travelparty. Freund*innen oder Gäste haben keinen Zutritt.
• Hotelzimmer und inkludiertes Frühstück sind ausschließlich für unsere Travelparty vorgesehen. Änderungen nur nach Absprache mit unserem Tourmanagement.
• Das Angebot an Essen und Trinken ist in erster Linie für unsere Travelparty vorgesehen. Verpflegung weiterer Personen ist nur nach Absprache mit unserem Tourmanagement möglich.
[Soziale Medien]
In der Vergangenheit hat eine ehemalige Person aus unserer Crew das Machtgefälle zwischen sich und Personen aus der Fan Community systematisch ausgenutzt.
Da es nicht möglich ist, den privaten Kontakt in den sozialen Medien zwischen Teilen von JEREMIAS und Personen aus den Fan Communities zu kontrollieren, müssen wir uns an folgende Regeln halten, um Missbrauch von Machtpositionen in Zukunft vorzubeugen:
• Wir trennen Berufliches und Privates.
• Für Personen, die viel Interaktion in den sozialen Medien betreiben, ist es eine Möglichkeit, einen privaten und einen beruflichen Account zu führen:
Privater Account:
• Nicht-öffentliches Profil
• Nur persönliche und private Kontakte
• Kein Austausch mit Personen aus Fan Communities
• Kein beruflicher Content (auch keine Stories von der Tour, Backstage, Tourbus, usw.)
Beruflicher Account:
• Öffentliches Profil
• Nur Personen aus dem Arbeitsumfeld folgen / Keinen Personen aus den Fan Communities
• Bei organisatorischen Fragen von Personen aus den Fan Communities, auf offizielle Kommunikationswege verweisen (z.B. offizielle Band-und Veranstaltenden-Accounts, Websites, etc.)
• Kein Teilen von privaten Informationen, nur Berufliches
• Einblicke in Tourleben (insbesondere Backstage und Nightliner), in Absprache mit Band, Management und ggf. anderen Crewmitgliedern
• Nutzung von Content anderer Personen, nur mit deren Einverständnis
• Wir schützen zu jeder Zeit die Privatsphäre von Personen von JEREMIAS.
WAS TUN WIR FÜR UNSERE MENTALE UND KÖRPERLICHE GESUNDHEIT?
Jeder Teil von JEREMIAS macht es möglich, dass unsere Konzerte erfolgreich stattfinden können. Unsere Produktionsleitung und unser Tourmanagement informieren vor Konzerten über die spezifischen und zu beachtenden Arbeitsschutzmaßnahmen.
Die Band möchte Möglichkeiten und Angebote schaffen, damit alle Teile von JEREMIAS auf die eigene psychische und physische Gesundheit achten können. In den gemeinsamen Reflektionsrunden können sich alle, die daran beteiligt sein möchten, austauschen und individuelle Wünsche oder Sorgen äußern.
Der Arbeitsalltag in der Musikbranche, gerade auf Tour, ist häufig geprägt von Stress, zu wenig Schlaf, langen Arbeitszeiten und wenig Zeit für Regeneration. Wir achten auf unsere physische und psychische Gesundheit und die unserer Mitmenschen und nehmen Rücksicht aufeinander:
• Jede Person ist sich über ihre eigenen mentalen und physischen Grenzen bewusst.
• Wir sorgen für eine klare Aufgaben- und Verantwortungsverteilung.
• Wir respektieren die Pausen jeder einzelnen Person.
• Wir ermöglichen jederzeit Zugang zum Catering.
• Wir respektieren und achten die Privatsphäre aller Personen.
• Sollte eine Person unserer Live Crew Ruhe benötigen, versuchen wir, diese im Backstage oder Nightliner zu schaffen.
• Im Nightliner verhalten wir uns jederzeit ruhig, damit sich alle Personen bestmöglich regenerieren können.
• Bei potenziell ansteckenden Krankheiten (z.B.: Erkältung, Grippe, Covid-19, etc.) achten wir darauf, dass die erkrankte Person ihre Ruhe und Zeit zur Regeneration bekommt.
• Sie wird bestmöglich von der Crew isoliert, damit die Ansteckungsgefahr so gering wie möglich gehalten wird.
• Sollte die Person sich dazu entscheiden, weiterhin zu arbeiten, werden weitere Schutzmaßnahmen, wie z.B. das Tragen einer Maske und Abstand halten getroffen.
• Sollte die Person für mehrere Tage krank sein, sprechen wir gemeinsam mit unserer Crew über eine Lösung und sorgen gegebenenfalls für Ersatz.
Folgendes soll außerdem für einen verantwortungsvollen Umgang mit Konsum sensibilisieren:
• Jede Person ist sich über die Grenzen des eigenen Konsums bewusst.
• Die Sicherheit und die Ausübung des Jobs dürfen nicht gefährden werden.
• Das Wohlbefinden und die Sicherheit anderer darf nicht gefährdet werden (z.B. Nicht-Raucher*innen, Image, oder Grenzüberschreitungen)
• Das Miteinander darf nicht leiden.
• Die Zusammenarbeit mit Dritten (z.B. Venue, Busfahrer*innen, etc.) darf nicht gefährdet werden.
• Eine strafrechtliche Verfolgung darf nicht riskiert werden (z.B. Grenzkontrollen, Länderspezifische Gesetze, etc.).
WAS TUN WIR BEI VERSTÖSSEN GEGEN UNSEREN CODE OF CONDUCT?
Wir alle tragen die Verantwortung für die Einhaltung und Durchsetzung unseres Code of Conducts. Wir ermutigen jede Person, problematisches Verhalten oder Strukturen anzusprechen.
Vor Beginn eines neuen Arbeitsverhältnisses wird der Code of Conduct mit den jeweiligen Personen besprochen und es wird ein Raum für Fragen, Feedback und Weiterentwicklung geschaffen.
Alle Teile von JEREMIAS verpflichten sich, mit der Entscheidung für eine Zusammenarbeit (siehe: Für wen gilt unser Code of Conduct?), nach den hier festgelegten Werten und Verhaltensweisen zu handeln.
Wenn eine Person nicht nach dem Code of Conduct handelt und es trotz Konfrontation zu keiner merkbaren Verbesserung kommt, wird eine dritte, neutrale und qualifizierte Beratungsperson hinzugezogen. Die Verantwortung für eine betroffenenorientierte Aufarbeitung liegt bei Band und Management.
Ob eine Verbesserung eintritt, entscheidet in erster Instanz die betroffene Person. Mögliche Lösungen oder Konsequenzen sollen betroffenenorientiert umgesetzt werden. Dies kann auch den sofortigen Ausschluss und die Beendigung des Arbeitsverhältnisses bedeuten. Sollte sich die betroffene Person für die weitere Zusammenarbeit mit der umstrittenen Person aussprechen, behält sich die Band trotzdem vor, das Arbeitsverhältnis mit der grenzüberschreitenden Person fristlos zu beenden.
Dieser Verhaltenskodex hat keinen Anspruch auf Vollständigkeit und ist ein laufender Prozess. In regelmäßigen Abständen werden wir gemeinsam die Inhalte reflektieren und weiterentwickeln. Über Änderungen des Code of Conducts werden alle Beteiligten informiert.
Hier findet ihr eine Auswahl an professionellen Anlauf- und Beratungsstellen:
Themis Vertrauensstelle gegen sexuelle Belästigung und Gewalt e.V.:
https://themis-vertrauensstelle.de/
Hilfetelefon Gewalt an Frauen: 116 016
Hilfetelefon Gewalt an Männern: 0800 1239900
Hilfetelefon sexueller Missbrauch: 0800 22 55 530
Telefon Seelsorge: 0800 1110111 und 0800 1110222
Kassenärztlicher Notdienst: 116117
Deutsche Depressionshilfe: https://www.deutsche-depressionshilfe.de // 0800 33 44 533
Krisenchat: https://krisenchat.de/
Heimwegtelefon: 030 12074182 // https://heimwegtelefon.net/
Unseren Code of Conduct sehen wir als einen fortlaufenden Prozess, der sich durch neue Erfahrungswerte und Learnings stetig weiterentwickelt. Wir wollen euch daran teilhaben lassen und unsere neuen gesammelten Erfahrungen und Gedanken mit euch teilen und sichtbar machen. Hier könnt ihr jederzeit Updates innerhalb unserer Awarenessarbeit nachlesen und welche Stellen wir in unserem Code of Conduct neu reflektiert, verändert und angepasst haben.
[28.03.2025]
Awareness Workshop für Band, Management und gesamte Live-Crew
zu den Themen: Privilegien, Machtstrukturen im Musikbusiness,
Grenzüberschreitungen, Definitionsmacht, Erkennen von Strukturen
[25.03.2025]
Anpassungen im Code Of Conduct:
Wofür tragen wir Verantwortung?
• Ergänzung: Wichtigkeit, sich selbst weiterzubilden und zu sensibilisieren (“educate yourself”) und Beispiele.
[Durch diese Ergänzung möchten wir darauf hinweisen, dass wir alle auch eine Eigenverantwortung haben und möchten dazu ermutigen, uns selbst immer wieder zu hinterfragen, weiterzubilden und zu sensibilisieren.]
• Änderung: Reflektionsrunden für Live Crew, Band und Management. Für alle weiteren Personen in unserem Arbeitsumfeld führen wir eine regelmäßige Umfrage ein.
[Ein neuer Erfahrungswert aus der Zusammenarbeit der letzten Wochen ist, dass es sich in der Praxis als sehr schwierig gestaltet, dass wirklich alle Personen aus dem Arbeitsumfeld von JEREMIAS terminlich zusammenfinden, um ausgiebig miteinander zu sprechen und zu reflektieren.
Dafür ist unser Team hinter den Kulissen und die Vielfalt der verschiedenen Arbeitsbereiche, z.B. Live-Crew, Management, Booking, Label, etc. einfach zu groß. Alle haben sehr unterschiedliche Arbeitszeiten und Verpflichtungen. Ein realistischer und effizienterer Weg ist es, die physischen Reflektionsrunden auf Tour umzusetzen, da dort Live Crew, Band und Teile des Managements ohnehin an einem Ort sind.
Für alle anderen Personen soll es aber natürlich auch eine Möglichkeit geben, sich einzubringen und Gedanken und Feedback zu äußern. Daher haben wir regelmäßige Umfragen auch für alle anderen Teile von JEREMIAS ergänzt. Die Vorteile sind, dass diese anonym stattfinden und keine terminliche Übereinkunft gefunden werden muss. Ein persönlicher Austausch ist auf Wunsch natürlich trotzdem möglich.
Für unsere Live-Crew haben wir, gemeinsam mit unserem Management und Teilen unseres Bookings, bereits wöchentliche Calls angeboten, in denen wir gemeinsam eingecheckt, reflektiert und weitere Wünsche und Anliegen besprochen haben.]
• Ergänzung: Beispiele von konkreten Maßnahmen und Zielen, mit denen wir unseren Beitrag zum Abbau von Ungleichheiten in der Musikbranche leisten wollen.
[Wir wollen und müssen unseren Beitrag dazu leisten, dass sich patriarchalische Strukturen verändern. Deswegen verfolgen wir schon lange den Anspruch unsere Live Crew paritätisch zu besetzen und FLINTA* Support - Acts mit auf unsere Konzerte zu nehmen. Dies ist ein Ziel, welches auch in Zukunft vor jeder neuen Live-Saison, bei Zusammenstellung unserer Crew, priorisiert wird. Des Weiteren wollen wir branchenspezifische Kollektive, wie z.B. “Music Women Germany” oder “faemm”, durch Spendenaufrufe unterstützen, und fordern alle Menschen auf unserer Gästeliste dazu auf, einen Spendenbeitrag für die jeweiligen Kollektive zu leisten.]
Was tun wir für Safer Spaces?
[Konzerte und Awareness]
• Ergänzung: “Die eigene Freiheit hört immer da auf, wo die der anderen eingeschränkt wird.”
[Wir haben uns in den letzten Wochen intensiv mit Awareness-Konzepten und Awareness-Aushängen bei Konzerten beschäftigt. Deshalb haben wir diesen wichtigen Satz in unserem Code of Conduct ergänzt.]
• Änderung: Wir haben die Voraussetzungen für unsere Awareness Person angepasst.
[In der ersten Fassung unseres Code of Conducts haben wir geschrieben, dass die Awareness Person, die ab jetzt bei all unseren Shows mit vor Ort sein wird, eine psychologische Ausbildung hat. Leider kann die Person, die uns bereits bei unserer Show im Zakk in Düsseldorf als Awareness Person begleitet und diese Voraussetzungen erfüllt hat, dieses Jahr keine weiteren Shows betreuen, da sie aufgrund ihres Hauptjobs (Psychologin) keine Kapazitäten hat.
Auf der Suche nach einer Vertretung und im Austausch mit verschiedenen Kollektiven und Vereinen hat sich herausgestellt, dass es sehr schwierig ist, eine Person zu finden, die sowohl in Awareness geschult ist und gleichzeitig eine psychologische Ausbildung hat. Meistens kollidiert die Umsetzung dessen damit, dass diese Personen keine entsprechende Vertretung für ihre Patient*innen finden. Es wäre dementsprechend auch nicht nachhaltig, wenn ein*e Psycholog*In für 2-3 Wochen die Arbeit mit ihren Klient*Innen unterbricht. Wir sind für jegliche mentale Therapieformen und wollen dies immer und jederzeit für alle Menschen unterstützen und keine Kapazitäten oder Zeit stehlen.
Mit diesem neuen Erfahrungswert möchten wir unseren Code of Conduct aktualisieren und eine psychologische Ausbildung als Bedingung für die Awareness Person innerhalb unserer Live Crew ausklammern. Da es uns sehr wichtig ist, eine Person dabei zu haben, die im Bereich Awareness geschult ist und uns auf der kompletten Tour begleiten kann, sind wir mit folgenden Vereinen und Kollektiven in Kontakt getreten, um eine qualifizierte Person für die kommende Clubtour zu finden:
• L'Unità Security & Awareness https://www.l-unita-security.de/
• B-AWARE KOLLEKTIV www.b-aware-berlin.de
• AwA* - Kollektiv für Awareness-Arbeit https://www.awa-stern.info
• Awareness Kollektiv www.awareness-kollektiv.de
• Fanbeauftragte FC Union Berlin https://www.fc-union-berlin.de/de/gemeinschaft/fanbelange/
Wir freuen uns sehr, dass uns "L'Unità" als Awarenessteam auf unserer “Du musst keinem gefallen” - Clubtour begleitet. Das Team hat bereits mit verschiedenen Künstler*innen in diesem Bereich gearbeitet und bringt für unsere Tour wichtige Erfahrung mit.]
https://www.l-unita-security.de/ // https://www.instagram.com/l_unita_awareness
Was tun wir bei Verstößen gegen unseren Code of Conduct?
• Änderung: Alle Teile von JEREMIAS verpflichten sich mit der Entscheidung für eine Zusammenarbeit, nach den im Code of Conduct festgelegten Werten und Verhaltensweisen zu handeln.
[Alle Personen in unserem direkten Arbeitsumfeld (Band, Live Crew, Management) erhalten unseren Code of Conduct zum besprechen, reflektieren und signieren. Weil es uns wichtig ist, dass auch Dritte, mit denen wir zusammenarbeiten (z.B. Produktionsfirmen, örtliche Techniker*innen, Mitarbeitende in großen Unternehmen und Agenturen, etc.) nach den Werten unseres Code of Conducts handeln, lassen wir uns von unseren jeweiligen ersten Ansprechpartner*innen bestätigen, dass alle Mitarbeitenden, die mit und für uns arbeiten, unseren Code of Conduct zur Kenntnisnahme erhalten haben. Der bürokratische Aufwand, von allen Menschen aus unserem Arbeitsumfeld, Unterschriften zu sammeln, ist leider nicht so realisierbar, wie wir es uns vorgestellt haben. Deshalb haben wir entsprechende Formulierungen in unserem Code of Conduct angepasst, damit keine falschen Versprechungen gemacht werden.]
Anhang
• Ergänzung: Aktualisierter Awareness-Aushang für unsere Live Shows.
[Bereits seit unserer Golden Hour Tour hängen wir “Awareness-Aushänge” auf, in denen wir Werte und Verhaltensregeln für unsereKonzerte definieren.In der Vorbereitung auf die kommende Clubtour haben wir unseren Awareness-Aushang aktualisiert und dem Anhang unseres Code of Conducts beigefügt. Durch unsere Zusammenarbeit mit L’Unità haben wir außerdem gelernt, dass es neben dem Awareness-Aushang für unsere Gäste auch einen internen Awareness-Leitfaden für unsere Awareness-Crew geben muss. Dieser beinhaltet, wie und nach welchen Werten und Vorgehensweisen das Awareness-Team arbeitet.]
Wofür tragen wir Verantwortung?
Der Begriff Awareness, bzw. der Ausdruck to be aware of, kommt aus dem Englischen und bedeutet so viel wie Bewusstsein, Achtsamkeit, Wahrnehmung. Im Kontext von Veranstaltungen oder dem Nachtleben auf
der Straße verstehen wir Awarenessarbeit als einen Ansatz, sensibel für die Diskriminierungsstrukturen unser Gesellschaft zu sein, uns den Betroffenen von sexualisierter Gewalt und anderen Übergriffen anzunehmen und ihnen eine Erstunterstützung zu ermöglichen. Laut einer Studie der Hochschule Merseburg geben 97% aller Frauen und 95% aller diversgeschlechtlicher Personen an, schon einmal sexuelle Belästigung erlebt zu haben – und das vor allem in der Freizeit im öffentlichen Raum.
Solche Erfahrungen können im Zweifelsfall den ganzen Tag/Abend ruinieren und dafür sorgen, dass Menschen sich aus dem Veranstaltungs- und/oder Nachtleben komplett zurückziehen. Das liegt in den meisten Fällen daran, dass sie nicht die notwendige Unterstützung bekommen und sich schnell alleingelassen fühlen. Meist sind es also gerade die Betroffenen, die die Konsequenzen von Grenzüberschreitungen tragen müssen.
Um diesem Status Quo entgegen zu wirken, bieten wir betroffenenorientierte Awarenessarbeit an. Wir stellen eine aktiv unterstützende Instanz im öffentlichen Raum/ Veranstaltungsbereich dar.
Wir sind ansprechbar für alle, die sich in einer Situation bedroht, bedrängt oder belästigt gefühlt haben, die Gewalt erleben mussten, die verunsichert sind und sich nicht wohl fühlen, die mit Panik reagieren oder
überfordert sind. Das Unterstützungsangebot ist nicht nur für konkret Betroffene, sondern auch für orientierungslose und/oder stark alkoholisierte Personen offen. Für die Awarenessarbeit weist unser
Personal die nötige Sensibilisierung auf und ist vertraut mit möglichen Handlungsmöglichkeiten und weiterführenden Hilfsangeboten.
Awareness auf der "Du musst keinem gefallen" - Clubtour 2025
Wir sind mit einem Awareness-Team vertreten. Das Hauptziel der Arbeit ist es, ein niedrigschwelliges Unterstützungsangebot für Betroffene von (sexualisierter) Gewalt, Übergriffen, bedrohlichen Situationen,
Orientierungslosigkeit oder Panik darzustellen. Die Security oder der Rettungsdienst können uns bei Unterstützungsbedarf jederzeit dazu rufen. Unsere Arbeit kann auffangen, wofür sonst keine Zeit oder Expertise da ist. Wir können Betroffene betreuen, aus Situationen hinausbegleiten, Erstgespräche über das Erlebte bieten, zuhören und bei weiteren Schritten zur Seite stehen. Unser Personal ist durch einen
L’Unità-Awareness-Ausweis und durch Warnwesten mit der Aufschrift „Awarenessteam“ zu erkennen.
Durch das Scannen von QR-Codes auf den Safer Spaces Plakaten, die in der Venue verteilt hängen, kann direkt und anonym Kontakt zum Awareness-Team vor Ort aufgenommen werden.
Unsere Awarenessarbeit zeichnet sich durch Betroffenenorientierung, Regelmäßigkeit, Kontinuität und Niedrigschwelligkeit aus. Diese aktive Unterstützungsstruktur sehen wir als unerlässlich an, um den öffentlichen Raum zu einem sichereren Raum für Betroffene zu machen.